Concordant Crossroads: Regulierung und Innovation in der Automobilindustrie
Vor kurzem veranstaltete das Thomson Reuters Legal Executive Institute zusammen mit den Co-Sponsoren Foley & Lardner LLP und Ballard Spahr LLP den „Concordant Crossroads”-Gipfel in New York City. Die renommierten Hauptredner, Diskussionsteilnehmer und Moderatoren gaben tiefe Einblicke in die einzigartigen und weitreichenden disruptiven Kräfte, die die moderne Mobilitätsbranche prägen.
In ihrer Grundsatzrede stellte Carla Bailo, Präsidentin und Geschäftsführerin des Center for Automotive Research, ihre Vision von der Zukunft der Mobilität und dem sich wandelnden Verbraucherverhalten vor. Damit ein Unternehmen angesichts des sich wandelnden Verbraucherverhaltens erfolgreich sein kann, sollten Unternehmen laut Carla Bailo Analysefähigkeiten aufbauen und darauf abzielen, die beste und individuellste Benutzererfahrung zu bieten. Carla wies beispielsweise darauf hin, dass fortschrittliche Algorithmen der Schlüssel zur Differenzierung der Fahrzeuge oder Mobilitätsdienste eines Unternehmens sein werden, da die meisten Unternehmen im Grunde genommen die gleiche Hardware verwenden (z. B. die gleichen Sensoren, LIDAR, Radar, Sonar, Kameras und Karten). Daher liege das „Geheimrezept” des Unternehmens, das den Wettbewerbsvorteil ausmache, in seinen fortschrittlichen Algorithmen. Darüber hinaus prognostizierte Carla, dass ein weiterer wichtiger Wettbewerbsvorteil in der Qualität und Personalisierung der Benutzererfahrung liegen werde, die ein Fahrzeug oder Mobilitätsdienst bieten könne. Obwohl es zahlreiche Möglichkeiten gibt, warnte Carla auch, dass Unternehmen auf Produkt- und Geschäftsbereichsveränderungen vorbereitet sein sollten, da die Verbraucher zunehmend nur noch für die Art und den Umfang der von ihnen genutzten Dienstleistungen bezahlen wollen. Da traditionelle Automobilhersteller auf die Konstruktion und den Bau von Autos sowie die Lieferung an Händler spezialisiert sind, sieht Carla weiterhin die Notwendigkeit von Partnerschaften zwischen traditionellen Automobilherstellern und Technologieunternehmen, um den sich wandelnden Rahmenbedingungen gerecht zu werden.
Nach der Grundsatzrede bot die erste Podiumsdiskussion unter der Leitung von Steve Hilfinger, Partner bei Foley, einen lebhaften Überblick über neue und aufkommende Themen rund um die Zukunft der Automobilindustrie sowie Einblicke in das aktuelle globale M&A-Umfeld, rechtliche Fragen und Chancen bei branchenweiten Joint Ventures, Fragen des geistigen Eigentums und der Lizenzierung sowie nationale und internationale Compliance. In Bezug auf M&A-Transaktionen wies Ellen Clark, Geschäftsführerin der Greenwich Capital Group, darauf hin, dass Transaktionen mit großen Automobilherstellern aufgrund unterschiedlicher Bewertungen, unterschiedlicher Ziele und unterschiedlicher Kulturen anders angegangen werden müssen als Transaktionen mit Technologieunternehmen. Darüber hinaus wies Pavan Agarwal, Partner bei Foley, darauf hin, dass Automobilhersteller und Technologieunternehmen möglicherweise unterschiedliche Sichtweisen auf geistiges Eigentum haben, was sich auf die Eigentumsrechte an geistigem Eigentum, die Lizenzierung oder den Zugang zu Hintergrundwissen auswirken kann. Kimberly Y. Chainey, Associate General Counsel, Global M&A, Strategy and Innovation, Avis Budget Group, Inc., veranschaulichte die große Anzahl von Transaktionen und Partnerschaften zwischen verschiedenen Arten von Unternehmen im Automobil- und Technologiesektor. Kimberly erklärte beispielsweise, dass Softbank in viele der weltweit führenden Ride-Hailing-Unternehmen investiert. Kimberly betonte auch, dass man in Bezug auf neue Funktionen und Innovationen eine globale Perspektive einnehmen müsse. So merkte Kimberly beispielsweise an, dass es in Norwegen bereits möglich ist, die voreingestellten Radiosender und die Temperatur eines Nutzers zu laden, wenn dieser ein Auto bestellt, während dies in den Vereinigten Staaten noch nicht möglich ist, und dass es in Singapur bereits möglich ist, einen Gruppentransferservice zu nutzen, der Ihre Golfschläger in den Kofferraum des Autos lädt, bevor er Sie abholt. Da Unternehmen jedoch ihre globalen Aktivitäten, Investitionen und Kooperationen ausweiten, betonte Christopher Swift, Partner bei Foley, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die US-Bundesvorschriften und -Richtlinien zu berücksichtigen, die internationale Transaktionen genauestens prüfen. Was neue Chancen angeht, prognostizierte Kimberly, dass das Flottenmanagement zu einer großen Chance werden wird, die Unternehmen wie Avis Budget aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung in der Wartung und Verwaltung von Hunderttausenden von Fahrzeugen weltweit in einzigartiger Weise nutzen können.
Das zweite Panel unter der Leitung von Neal Walters von Ballard Spahr diskutierte rechtliche Aspekte autonomer Fahrzeuge, darunter die Auswirkungen staatlicher und bundesstaatlicher Vorschriften, Trends bei Sammelklagen, Überlegungen zur Produkthaftung sowie Anforderungen an die Schulung und Aufklärung der Verbraucher. Das Panel hob hervor, dass neue Technologien die Art und Weise verändern, wie Rechtsstreitigkeiten geführt werden. So ist es beispielsweise nicht mehr notwendig, viel Zeit für die Rekonstruktion eines Unfallortes aufzuwenden, da eine große Menge an Sensordaten aus dem Fahrzeug zur Verfügung steht. Allerdings wird nun mehr Zeit darauf verwendet, zu ermitteln, wie das Fahrzeug konstruiert war und wie die „tatsächliche” Konstruktion des Fahrzeugs auf der Straße aussah, wobei Over-the-Air-Updates und verschiedene Softwareversionen berücksichtigt werden. Ein weiteres neues Thema, das vor Gericht verhandelt wird, dreht sich um die vergleichende Fahrlässigkeit oder Mitverschulden, die sich aus dem „Hand-off” zwischen manuellem Fahren und verschiedenen Stufen des autonomen Fahrens ergibt. Chris Grigorian, Partner bei Foley, merkte an, dass es derzeit an Sicherheitsstandards für autonome Fahrtechnologie mangelt. Dieser Mangel an Sicherheitsstandards kann zu Herausforderungen für Rechtsstreitigkeiten führen, da keine Basisstandards für selbstfahrende Technologien festgelegt wurden. Darüber hinaus wies Chris darauf hin, dass die National Highway Traffic Safety Administration („NHTSA“) zur Festlegung von Standards für selbstfahrende Technologien zunehmend direkt mit Zulieferern und nicht nur mit Automobilherstellern zusammenarbeiten wird, da die Zulieferer eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Software und der zugrunde liegenden Technologien spielen.
Der Gipfel endete mit einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Philip N. Yannella von Ballard Spahr, die sich mit Datenschutz, Cybersicherheit und Risiken befasste, die sich aus neuen Technologien und Netzwerkverbindungen ergeben, die täglich bis zu 30 Terabyte an Daten über einzelne Fahrer sammeln. Aufgrund der großen Anzahl vernetzter Sensoren in jedem Fahrzeug muss jede Verbindung sicher sein. Um den neuen Mobilitätsmodellen und Risiken gerecht zu werden, werden neue Arten von Versicherungsplänen entwickelt, wie beispielsweise eine Mitfahrer-Versicherung für Mitfahrdienste. Abschließend wurde zusammengefasst, dass autonome Fahrzeuge die Versicherungspreise senken, die Homogenisierung erhöhen und die Lebensdauer eines einzelnen Fahrzeugs verringern könnten, da es viel mehr gefahren wird (längere Betriebszeit).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Gipfel die aktuelle und zukünftige Situation im Bereich Mobilität und autonome Fahrzeuge beleuchtete, die sich aufgrund der rasanten Fortschritte von Automobil- und Technologieunternehmen in diesem Bereich immer mehr miteinander vermischen.