Fast drei Jahre nach dem Referendum des Vereinigten Königreichs zum Austritt aus der EU („Brexit“) im Jahr 2016 gibt es noch immer keine Einigung über die wesentlichen Bedingungen des Austritts oder dessen Zeitpunkt. Es ist jedoch klar, dass der Brexit verheerende wirtschaftliche Verluste und Arbeitslosigkeit verursacht, insbesondere in der britischen Automobilindustrie.
Der von den Staats- und Regierungschefs des Vereinigten Königreichs und der EU vereinbarte Austrittsplan wurde vom Parlament wiederholt abgelehnt. Dieser Plan wurde nun in zwei Teile aufgeteilt – ein Austrittsabkommen (die rechtlich bindenden Bedingungen für den Austritt – wie viel das Vereinigte Königreich für den Austritt zahlen muss und eine zweijährige Übergangsphase, in der der Status quo in Bezug auf Handel, Reisen und die Behandlung von Bürgern des Vereinigten Königreichs und der EU beibehalten wird) sowie eine politische Erklärung (die künftigen Beziehungen zur EU). Die Fristen sind abgelaufen. Selbst das Versprechen der britischen Premierministerin, im Falle einer Zustimmung zu dem Plan zurückzutreten, hat die Situation nicht vorangebracht. Als die letzte Frist näher rückte, gewährte die EU dem Vereinigten Königreich die Möglichkeit, bei Zustimmung zu dem Austrittsplan jederzeit vor dem 31. Oktober auszutreten, um einen „harten Austritt” zu vermeiden, der andernfalls eintreten würde. Die EU bevorzugt zwar eindeutig einen vereinbarten Austritt, doch ihre Geduld neigt sich dem Ende zu.
Dieses Spektakel erinnert an Jean-Paul Sartres Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft“, in dem drei zerstrittene Figuren im Jenseits bestraft werden, indem sie für alle Ewigkeit gemeinsam in einem Raum eingesperrt werden. Bleiben Sie dran!
Die negativen wirtschaftlichen Folgen des Brexits für Großbritannien sind überall sichtbar – sinkende Wettbewerbsfähigkeit, steigende Arbeitslosigkeit, Abwanderung von Fachkräften und Kapitalflucht. Die britische Automobilindustrie, die 856.000 Menschen beschäftigt und mehr als 5 % des gesamten britischen BIP ausmacht, ist besonders stark betroffen. Im Jahr 2018 sanken die Investitionen gegenüber 2017 um 46,5 % und die Fahrzeugproduktion fiel auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Multinationale Hersteller stimmen mit den Füßen ab. Einige Unternehmen stellen ihre Produktion im Vereinigten Königreich entweder ein oder verlagern ihre Liefer- und Vertriebsinfrastrukturen außerhalb des Vereinigten Königreichs. Die Glaubwürdigkeit des Vereinigten Königreichs als sicherer Standort für Unternehmen wurde durch die wirtschaftlichen und politischen Verwüstungen, die die Brexit-Krise verursacht hat, schwer beschädigt.