FDA genehmigt zwei Gentherapien zur Behandlung der Sichelzellenkrankheit, darunter eine CRISPR-basierte Therapie
Am 8. Dezember 2023 genehmigte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) Casgevy und Lyfgenia, beides zellbasierte Gentherapien zur Behandlung von Sichelzellenanämie bei Patienten ab 12 Jahren. Darüber hinaus ist Casgevy die erste zugelassene Behandlung, die CRISPR nutzt, eine innovative Technologie zur Genbearbeitung, die die Grundlage für die Forschung bildete, die 2020 zum Nobelpreis für Chemie führte.
Sichelzellenanämie
Die Sichelzellenkrankheit betrifft etwa 100.000 Patienten in den USA, vorwiegend in der afroamerikanischen Bevölkerung. Eine Mutation im Hämoglobin, dem Protein, das Sauerstoff in den roten Blutkörperchen transportiert, führt zu einer Veränderung der Form der roten Blutkörperchen, sodass diese einer Sichel ähneln. Leider behindert diese Sichelform den Fluss der roten Blutkörperchen, schränkt die Sauerstoffversorgung des Gewebes ein, verursacht Schmerzen und führt zu Organschäden, die als vaso-okklusive Ereignisse (VOEs) oder vaso-okklusive Krisen (VOCs) bezeichnet werden.
Casgevy
Casgevy ist für die Behandlung von Sichelzellenanämie bei Patienten mit wiederkehrenden VOCs zugelassen und damit die erste zugelassene Therapie, bei der CRISPR/Cas9 zur Bearbeitung der Zellen der Patienten eingesetzt wird. Bei diesem Verfahren werden dem Patienten Blutstammzellen entnommen, mit CRISPR/Cas9 modifiziert und dem Patienten in einer einmaligen Einzeldosis-Infusion zurückgegeben. Vor der Behandlung werden die Blutstammzellen des Patienten entnommen und der Patient wird einer Chemotherapie unterzogen, um die Stammzellen aus dem Knochenmark zu entfernen. Bei der Behandlung werden dann die Stammzellen im Knochenmark durch modifizierte Stammzellen ersetzt, sodass der Patient Blutzellen ohne Sichelzellmerkmal produzieren kann.
Im Rahmen klinischer Studien wurden 44 Patienten behandelt, wobei 31 Patienten ausreichend Zeit für eine Bewertung hatten. 29 (93,5 %) erreichten das primäre Ziel, frei von weiteren VOC-Episoden zu bleiben.
Lyfgenia
Lyfgenia modifiziert ebenfalls die Zellen der Patienten, verwendet jedoch anstelle der CRISPR-Technologie einen lentiviralen Vektor. Der Behandlungsprozess ähnelt dem von Casgey, da den Patienten Zellen entnommen und modifiziert werden, bevor sie wieder in das Knochenmark zurückgeführt werden. Die veränderten Blutstammzellen produzierenHbAT87Q, ein aus der Gentherapie stammendes Hämoglobin, das ähnlich wie Hämoglobin A wirkt, das normale Hämoglobin von Erwachsenen, das von Zellen produziert wird, die nicht von der Sichelzellenkrankheit betroffen sind.
Casgevy und Lyfgenia erhielten beide die Bezeichnungen„Priority Review“,„Orphan Drug“,„Fast Track“ und„Regenerative Medicine Advanced Therapy“.
Auswirkungen
Gen- und zellbasierte Therapien sind ein spannender Wachstumsbereich in der Pharmabranche. Mit diesen Zulassungen werden neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Sichelzellenanämie verfügbar. Besonders hervorzuheben ist, dass nun eine CRISPR-Therapie verfügbar ist. Die CRISPR/Cas9-Geneditierungstechnologie ist in der Forschungs- und Entwicklungswelt allgegenwärtig und macht nun auch einen wichtigen Schritt in den klinischen Bereich.
Darüber hinaus ist es spannend, dass CRISPR, eine Genbearbeitungstechnik, die sich gut für die Veränderung einzelner Basenpaare in der DNA eignet, nun auch zur Behandlung von Patienten mit Punktmutationen eingesetzt wird. Diese Zulassung eröffnet die Möglichkeit ähnlicher Behandlungen für Patienten mit anderen Erkrankungen, die dringend Hilfe benötigen.
Weitere Informationen finden Sie hier in der vollständigen Pressemitteilung der FDA.